In den letzten hundert Jahren hat die Lebenserwartung in Deutschland um 30 Jahre zugenommen. Prognosen zufolge wird sie in den kommenden 40 Jahren um weitere sieben bis acht Jahre wachsen (30, 31). Damit die gewonnenen Lebensjahre für die Mehrheit älterer Menschen mit einem Gewinn an Gesundheit und an Lebensqualität einhergehen, kommt der Förderung der Gesundheitskompetenz große Bedeutung zu.
Menschen mit chronischer Erkrankung müssen sich häufig damit arrangieren,
über viele Jahre mit gesundheitlichen Einschränkungen und negativen Begleit- erscheinungen ihrer Erkrankung zurechtzukommen. Die Förderung der Selbstmanagementfähigkeit und der Gesundheitskompetenz wird angesichts der Veränderungen des Krankheitsspektrums zu einer immer wichtigeren Aufgabe.
Die Rolle des Patienten hat sich gewandelt. Patienten sind nicht mehr als passive Leistungsempfänger, sondern als aktiv Handelnde und Kooperationspartner zu betrachten, die zahlreiche Mitwirkungsmöglichkeiten, Entscheidungsoptionen und Rechte haben.
Doch nicht alle Patienten verfügen über die nötigen Fähigkeiten und Voraussetzungen dafür, diese neu gewonnenen Optionen auch wirklich nutzen und innerhalb ihrer eigenen Lebenswirklichkeit aufgreifen zu können.
Die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten haben sich in unserem Gesundheitssystem innerhalb relativ kurzer Zeit vervielfacht. Damit einhergehend ist das Gesundheitssystem enorm gewachsen und hat sich gleichzeitig immer weiter ausdifferenziert und spezialisiert. Dadurch hat es an Leistungsfähigkeit gewonnen, zugleich haben aber auch Probleme wie Instanzenvielfalt, Zersplitterung und Unübersichtlichkeit zugenommen.
Wie in den meisten hochentwickelten Gesellschaften hat auch in Deutschland die ökonomische und soziale Ungleichheit in den letzten drei Jahrzehnten zugenommen. Diese Entwicklung wirkt sich auch auf die Gesundheit der Bevölkerung aus. Deshalb sollten die Potenziale der Förderung von Gesundheitskompetenz genutzt werden, um diesen Gruppen gesundheitliche Chancengleichheit zu ermöglichen.
Die kulturelle Diversifizierung der Gesellschaft stellt auch das Gesundheitssystem vor große Herausforderungen. Damit auch Menschen mit Migrationshintergrund gut für ihre Gesundheit sorgen können, ist die Förderung ihrer Gesundheitskompetenz unverzichtbar.
Ein Mehr an Informationen bedeutet nicht unbedingt, dass die vorhandenen Infor- mationen auch produktiv genutzt werden können. Obwohl die gesundheitsbezogene Informations- und Wissensproduktion rasch wächst, gelangt neues Wissen nicht unbedingt zielgenau dorthin, wo es benötigt wird. Denn mit der Vielfalt an Informationen hat auch die Unübersichtlichkeit zugenommen.