Die schlechteren sozioökonomischen Grundvoraussetzungen benachteiligter
Bevölkerungsgruppen spiegeln sich meist auch in eingeschränkter Gesundheitskompetenz wider. Die Verringerung gesundheitlicher Ungleichheiten ist deshalb eine Kernforderung bei der Förderung von Gesundheitskompetenz.
Für die Umsetzung ist es unabdingbar, sozial benachteiligten Gruppen, die meist
auch schwieriger erreichbar sind, besondere Beachtung zu schenken. Dabei sollte
nach dem Prinzip des „proportionalen Universalismus“ (42) verfahren werden: Das
heißt, Bemühungen zur Stärkung der Gesundheitskompetenz sollten so ausgerichtet werden, dass sie die gesamte Bevölkerung adressieren, dabei aber zugleich
schwer erreichbare Gruppen intensiver ansprechen und ihre jeweilige Lebenswelt
beachten, um so die Erreichbarkeit dieser Gruppen zu verbessern.
Strategien zur Stärkung von Gesundheitskompetenz, die ausschließlich auf die Verbesserung persönlicher Fähigkeiten ausgerichtet sind, können nur begrenzte Effekte erzielen. Dem relationalen Verständnis von Gesundheitskompetenz folgend sollten deshalb neben den persönlichen immer auch die strukturellen Bedingungen einbezogen werden.
Gesundheitskompetenz hängt stark von der Überzeugung des einzelnen Menschen ab, dass es möglich ist, durch eigene Aktivitäten ein höheres Maß an Lebensqualität zu erreichen. Dies wiederum setzt die Einschätzung voraus, dass
man die eigene Gesundheit in relevantem Ausmaß durch das eigene Verhalten selbst beeinflussen kann.
Bei der Förderung von Gesundheitskompetenz sollte die rasch voranschreitende Digitalisierung intensiv genutzt werden.
In Deutschland existieren bereits etliche Einzelinitiativen zur Förderung von Gesundheitskompetenz. Viele sind innovativ und erfolgreich. Einzelinitiativen reichen jedoch nicht aus. Um die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung nachhaltig zu verbessern, ist ein umfassendes, kooperatives Vorgehen erforderlich, in das Akteure aller Bereiche der Gesellschaft einbezogen sind.