Rund sechs Jahren besitzt Deutschland einen Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz. Die Bedeutung seiner Umsetzung ist angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen besonders groß. Denn jede Krise ist mit enormen Anforderungen an die individuelle und gesellschaftliche Anpassungsleistung verbunden und erfordert immer auch einen kompetenten Umgang mit Gesundheitsinformation und damit Gesundheitskompetenz. Dies betonen die neuen Politik- und Positionspapiere.
Ausgehend aktueller Studienergebnisse zur Gesundheitskompetenz und der während der COVID-19-Pandemie ersichtlich gewordenen Versäumnisse im Bereich Gesundheitsinformation und Gesundheitskommunikation setzt sich das Plädoyer dafür ein, dem Thema Gesundheitskompetenz einen größeren politischen Stellenwert einzuräumen und plädiert für die Umsetzung der Empfehlungen des Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz und seiner Strategiepapiere.
Der Bedarf an vertrauenswürdiger und gut gesicherter Information über die aktuellen Gesundheitsrisiken ist groß, der Wunsch nach praktischen Empfehlungen für das eigene Verhalten hoch. Seit Beginn der COVID-19-Pandemie aber es gibt keine landesweit abgestimmte, fachlich fundierte und sorgfältig choreografierte Informationsstrategie von Bund und Ländern, weshalb die Autorinnen und Autoren des Plädoyers eine entsprechende Institiution für die sachliche Aufklärung der Bevölkerung fordern.
Gesundheitsinformationen zu verstehen und Zusammenhänge zu begreifen fällt vielen Menschen schwer. Die Pandemie hat diese Problematik, unter anderem aufgrund der wachsenden Anzahl an Fehlinformationen und komplizierten Sachverhalten, verschärft. Wie wichtig in diesem Zusammenhang die Stärkung der Gesundheitskompetenz ist, erläutern die Initiator:innen des Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz Professorin Dr. Doris Schaeffer und Professor Dr. Klaus Hurrelmann in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Zur digitalen Transformation des Gesundheitswesens sind vom Bundesgesundheitsministerium in jüngster Zeit mehrere Gesetze verabschiedet worden, die weitreichende Innovationen zur Verbesserung der Versorgung und Erhöhung der Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems beinhalten. In dem Beitrag werden die Herausforderungen, Lücken und Perspektiven bei der Einführung und Umsetzung der neuen Digitalisierungsgesetze diskutiert und 6 Punkte benannt, wie die digitale Gesundheitskompetenz gefördert und Nutzerinnen/Nutzer stärker einbezogen werden können.
Im Interesse der Nachhaltigkeit wurden im Anschluss an die Veröffentlichung des Nationalen Aktionsplans Expertenworkshops durchgeführt. Sie widmen sich unterschiedlichen Teilaspekten und dienen der Konkretisierung und Vertiefung einzelner Empfehlungen. Die Auswertung der Workshops mündete in die Erstellung von Strategiepapieren für die Bereiche Bildung, Medien, Gesundheitssystem sowie zur Versorgung chronischer Erkrankungen. Weitere Strategiepapiere befassen sich mit der Forschung zur Gesundheitskompetenz, der Stärkung von Gesundheitskompetenz mit dem Fokus Migration und der mentalen Gesundheitskompetenz von Kindern und Jugendlichen in Familien mit einem psychisch- oder suchtkranken Elternteil.
Ausgehend von zentralen Ergebnissen der Studie "Gesundheitskompetenz von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland" (HLS-MIG) werden in dem Strategiepapier Konsequenzen für die Entwicklung von Interventionen zur Förderung der digitalen Gesundheitskompetenz diskutiert. Das Strategiepapier geht auf einen Expert:innenworkshop am 14. September 2022 in Berlin zurück.
Das siebte Strategiepapier widmet sich der Förderung der mentalen Gesundheitskompetenz und unterbreitet fünf strategische Vorschläge, wie die Gesundheitskompetenz von Kindern und Jugendlichen in Familien mit einem psychisch- oder suchtkranken Elternteil gestärkt werden kann. Es adressiert damit mehrere Kernbereiche des Nationalen Aktionsplans. Die Ergebnisse basieren auf einem Workshop mit mehr als 30 Expertinnen und Experten, der am 22. Oktober 2020 virtuell stattfand.
Das Strategiepapier folgt einer der Kernforderungen des Nationalen Aktionsplans, soziale Ungleichheiten zu verringern und zielgruppengerechte Strategien zur Förderung von Gesundheitskompetenz zu entwickeln. Menschen mit Migrationshintergrund standen im Mittelpunkt eines Expertenworkshops, der am 20. September 2019 in Berlin stattfand. Im Strategiepapier werden insgesamt fünf Vorschläge zusammengefasst, wie das Gesundheitssystem künftig diversitätsorientiert und gesundheitskompetenter gestaltet werden kann.
Das fünfte Strategiepapier knüpft an die Empfehlung 15 des Nationalen Aktionsplans an und beruht auf den Schwerpunkten und Diskussionsergebnissen des Internationalen Symposiums "Gesundheitskompetenz - Forschung, Praxis, Politik" am 2. und 3. Mai 2019 in Bielefeld. Das Strategiepapier geht der Frage nach, wie die Forschung zur Gesundheitskompetenz systematisch vorangetrieben werden kann. Gefordert wird u.a. die populationsorientierte Forschung weiterzuentwickeln, die Forschung zur Gesundheitskompetenz vulnerabler Gruppen zu intensivieren, Interventionsforschung und -enwicklung voranzutreiben und die Theorie- und Methodendiskussion fortzusetzen.
Der vierte Workshop widmete sich am 25. Januar 2019 in Berlin der Frage, wie sich das Gesundheitssystem nutzerfreundlich und gesundheitskompetent gestalten lässt. Die Teilnehmer befassten sich mit einer Gruppe von Empfehlungen, etwa zur Navigation im Gesundheitswesen, zur Kommunikationskompetenz der Gesundheitsberufe, zur nutzerfreundlichen Gestaltung von Gesundheitsinformationen oder zur Patientenpartizipation. Basierend auf den Diskussionsbeiträgen des Workshops formuliert das Strategiepapier fünf strategische Empfehlungen.
Medienkompetenz ist in modernen Wissens- und Informationsgesellschaften unverzichtbar, um sich über den gesamten Lebenslauf hinweg kritisch mit medial vermittelten Informationen auseinandersetzen zu können. Sie schließt den kritischen Umgang mit Informationen ebenso ein wie die Fähigkeit, deren wissenschaftliche Güte zu bewerten. Auch der kompetente Umgang mit Suchmaschinen, der gezielte Einsatz mobiler Gesundheitsanwendungen und die Fähigkeit, Datenschutzrisiken im Netz zu erkennen, zählen zu den Kompetenzen, die für die Verarbeitung gesundheitsrelevanter Inhalte in den Medien wichtig sind und immer mehr an Bedeutung gewinnen. Mit diesen Themen beschäftigt sich das dritte Strategiepapier das auf einem Expertenworkshop am 12. November 2018 in Köln basiert.
Im zweiten Strategiepapier zu den Empfehlungen des Nationalen Aktionsplans geht es um die Versorgung von Menschen mit chronischer Erkrankung und um die Frage, wie sich Gesundheitskompetenz hier künftig besser berücksichtigen lässt. In fünf strategischen Vorschlägen fordert das Papier einen Paradigmenwechsel hin zu einem Gesundheitssystem, das konsequent aus der Perspektive von Menschen mit chronischer Erkrankung gedacht wird. Das Strategiepapier basiert auf den Ergebnissen eines Expertenworkshops am 31. Oktober 2018 in Berlin.
„Das Erziehungs- und Bildungssystem in die Lage versetzen, die Förderung von Gesundheitskompetenz so früh wie möglich im Lebenslauf zu beginnen." So lautet die erste Empfehlung des Nationalen Aktionsplans Gesundheitskompetenz. Das erste Strategiepapier setzt sich daher mit der Frage auseinander, wie sich Gesundheitskompetenz in unserem Erziehungs- und Bildungssystem gezielt fördern lässt. Es basiert auf den Ergebnissen eines Expertenworkshops am 25. Juni 2018 in Berlin.