Prinzip #2

Individuelle und strukturelle Bedingungen verändern

Strategien zur Stärkung von Gesundheitskompetenz, die ausschließlich auf die Verbesserung persönlicher Fähigkeiten ausgerichtet sind, können nur begrenzte Effekte erzielen. Dem relationalen Verständnis von Gesundheitskompetenz folgend sollten deshalb neben den persönlichen immer auch die strukturellen Bedingungen einbezogen werden.

 

Der Erwerb und die Anwendung von Gesundheitskompetenz ist von den Lebenswelten der Menschen abhängig und variiert je nach ihrem sozioökonomischen Status. Menschen, die über wenig Selbstwertgefühl, Zukunftsorientierung, Selbstwirksamkeitsgefühl und Erfahrungen mit der Verankerung in hilfreichen

sozialen Netzen verfügen, fällt es bedeutend schwerer, Gesundheitsinformationen ausfindig zu machen, zu beurteilen und anzuwenden. Die Steigerung dieser „Basisressourcen“ ist Voraussetzung zum Erwerb von Gesundheitskompetenz. Dazu gehört zum Beispiel die Bildung von Gelegenheitsstrukturen zur Selbst- und Gruppenerfahrung, die aktive, auf Selbstbestimmung orientierende Gestaltung der Lebenswelt und die Schaffung von materiellen und immateriellen Anreizen aus der sozialen und physischen Umwelt.

 

Diese Basisressourcen können auf vielen Wegen gestärkt werden. Einer dieser Wege verläuft über lebensweltbezogene Projekte, wie sie der im Jahr 2015 novellierte Paragraf 20 SGB V (43) vorsieht. Lebensweltbezogene Ansätze, etwa in den Bereichen Bildung, Arbeit und Freizeit, können die Voraussetzungen für den Erwerb und die Anwendung der persönlichen Gesundheitskompetenz

verbessern.

#1: Soziale Ungleichheit verringern

Die schlechteren sozioökonomischen Grundvoraussetzungen benachteiligter Bevölkerungsgruppen spiegeln sich meist auch in eingeschränkter Gesundheitskompetenz wider. Die Verringerung gesundheitlicher Ungleichheiten ist deshalb eine Kernforderung bei der Förderung von Gesundheitskompetenz.


#3: Teilhabe ermöglichen

Gesundheitskompetenz hängt stark von der Überzeugung des einzelnen Menschen ab, dass es möglich ist, durch eigene Aktivitäten ein höheres Maß an Lebensqualität zu erreichen. Dies wiederum setzt die Einschätzung voraus, dass

man die eigene Gesundheit in relevantem Ausmaß durch das eigene Verhalten selbst beeinflussen kann.


#4: chancen der digitalisierung nutzen

Bei der Förderung von Gesundheitskompetenz sollte die rasch voranschreitende Digitalisierung intensiv genutzt werden.


#5: Kooperation aller Akteure herstellen

In Deutschland existieren bereits etliche Einzelinitiativen zur Förderung von Gesundheitskompetenz. Viele sind innovativ und erfolgreich. Einzelinitiativen reichen jedoch nicht aus. Um die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung nachhaltig zu verbessern, ist ein umfassendes, kooperatives Vorgehen erforderlich, in das Akteure aller Bereiche der Gesellschaft einbezogen sind.