In vielen Ländern sind die Gesundheitssysteme immer komplexer und unüberschaubarer geworden. Das deutsche Gesundheitssystem bildet hiervon keine Ausnahme und die Anforderungen an die Orientierung und Navigation der Nutzer sind in den letzten Jahren gestiegen.
Die navigationale Gesundheitskompetenz, also der Umgang mit navigationsbezogener Information, ist in der Bevölkerung in Deutschland sehr schwach ausgeprägt. Der Anteil geringer Gesundheitskompetenz beträgt hier 82,8 Prozent. 68,4 Prozent davon verfügen sogar über eine inadäquate navigationale Gesundheitskompetenz. 8,4 Prozent der Bevölkerung hat keinerlei Schwierigkeiten im Umgang mit Informationen zur Navigation, weitere 8,9 Prozent verfügen über ausreichend Gesundheitskompetenz in diesem Bereich.
Auch hier zeigen sich soziale Unterschiede. Menschen mit niedriger Bildung (91,6%) und geringem Sozialstatus (89,4%) sowie Personen mit mindestens einer chronischen Erkrankung oder einem lang andauernden Gesundheitsproblem (86,2%) weisen häufiger eine geringe navigationale Gesundheitskompetenz auf. Menschen im höheren Alter, aber auch jüngere Personen zwischen 18 und 29 Jahren verfügen im Bereich Navigation mit 85% ebenfalls etwas häufiger über eine geringe Gesundheitskompetenz als die Allgemeinbevölkerung. Menschen mit Migrationshintergrund weisen keine signifikant geringere navigationale Gesundheitskompetenz auf.
Die Ergebnisse unterstreichen, wie schwierig die Navigation und die Orientierung im Gesundheitssystem und seinen Organisationen sind. Im Vergleich mit anderen Bereichen sind die Werte geringer Gesundheitskompetenz hier am höchsten und die meisten Menschen in Deutschland haben erhebliche Probleme mit der Navigation durch das Gesundheitssystem und dem dazu nötigen Informationsmanagement. Dies deutet an, dass Angebote zur Orientierung und Navigation die Bevölkerung bislang noch zu wenig erreichen und hier großer Handlungsbedarf besteht.
Eine 2021 veröffentlichte repräsentative Studie zeigt: 58,8 Prozent der Bevölkerung in Deutschland weist eine geringe Gesundheitskompetenz auf. 14,7 Prozent verfügt über eine exzellente, 26,5 Prozent über eine ausreichende Gesundheitskompetenz.
Die gesellschaftliche Relevanz digitaler Gesundheitskompetenz ist inzwischen unübersehbar, denn in allen Lebensbereichen schreitet die Digitalisierung zügig voran – auch im Gesundheitswesen.
Um das Gesundheitssystem bestmöglich zur Erhaltung oder Wiederherstellung der eigenen Gesundheit nutzen zu können, ist es notwendig, auch die Kommunikation und Interaktion mit den Gesundheitsprofessionen möglichst konstruktiv zu gestalten.